Überdrehten Welpen beruhigen

Veröffentlicht von Petra Frey am


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Wie kann man einen überdrehten Welpen beruhigen?

Habt ihr das Problem, dass euer Welpe kaum zur Ruhe kommt? Läuft er euch überall hinterher und ist manchmal so überdreht, dass ihr ihn kaum beruhigen könnt? In diesem Beitrag möchte ich euch genauer erklären, warum ist dieses verbreitete Problem gibt und natürlich, wie ihr eurem Welpen helfen könnt, bei euch zu Hause in der neuen Umgebung besser zu entspannen.

Erregung und Entspannung bei Welpen

Ein Welpe, der nicht zur Ruhe kommt, das ist wirklich anstrengend! Erstens führt eine scheinbar unkontrollierbare Hyperaktivität des Welpen zu Frust bei uns Menschen. Zweitens muss man sagen, dass gerade Welpen, die nicht genug schlafen und nicht genug Ruhe bekommen dementsprechend mehr zu Verhaltensproblemen neigen. Das äußert sich dann in vermehrtem Bellen, Beißen, Anknabbern von Möbeln, Herumspringen, und so weiter. Also Dinge, die wir für Gewöhnlich nicht haben wollen, werden meistens schlimmer, wenn der Welpe erregt ist.

Deshalb ist es enorm wichtig, dass wir unseren Welpen helfen, in der neuen Umgebung zu entspannen! Das ist aber nicht immer so einfach. Manche Welpen machen es einem sehr leicht, sie sind von Natur aus sehr cool drauf und da muss man nicht so sehr darauf achten, dass sie auch mal entspannen. Aber es gibt auch Welpen-Typen (und da spielt das Naturell eine Rolle aber auch seine ersten Erfahrungen) bei denen eben das nicht so einfach ist.

Ein kleiner Tipp: Schaut euch (wenn möglich) die Elterntiere an, insbesondere die Mutterhündin. Falls ihr das Gefühl habt, diese ist schon leicht erregbar, kaum zu beruhigen, bellt andauernd, dann kann es schon mal ein Veranlagungsgrund sein, warum eurem Welpen Entspannung so schwerfällt.

In jedem Fall, achtet darauf, dass euer Welpe zu mehr Ruhe findet. Gerade bei Welpen, denen es schon genetisch so schwerfällt zur Ruhe zu finden, ist ganz besonderer Wert darauf zu legen und das zu üben!

Überdrehten Welpen beruhigen: Ausreichend Schlaf als Basis

Hunde schlafen wesentlich öfter am Tag als wir. In seiner ursprünglichen Umgebung hat der Welpe normalerweise seine Mutter und die Geschwister, die regelmäßig Nickerchen halten. Der Welpe orientiert sich an ihnen und dadurch fällt es ihm leichter, zur Ruhe zu finden.

Dann kommt der Welpe in die Menschenwelt und wir Menschen sind viel öfter aktiv. Wir schlafen nur nachts und deswegen ist es für manche Welpen, wenn da kein Vorbild ist das schläft, so schwierig selbst zur Ruhe zu finden. Wichtig: achtet auf genug Ruhe. Ein Welpe braucht ungefähr 18 bis 20 Stunden Schlaf pro Tag. Stellt ihr fest, dass euer Welpe niemals auf diese mindestens 18 Stunden Schlaf kommt, dann werde ich euch nun einige Tipps geben wie eurem überdrehten Welpen zu mehr Ruhe verhelfen könnt.

Tipps, wie ihr einen überdrehten Welpen beruhigen könnt.

1) Alltagsroutine optimieren

Reflektiert euren Alltag. Beobachtet mal so ein bisschen wie viel Aktivität ihr am Tag macht. Kann es sein, dass ihr vielleicht ein bisschen zu viel macht? Oder zu wenig? Denkt daran, für den Welpen ist alles neu und aufregend und gerade wenn ihr sehr frequentiert lebt (Stadt), kann es sein, dass bereits zehn Minuten draußen wahnsinnig aufregend für das Welpengehirn sind.

Jeder Welpe ist natürlich anders. Es gibt Welpen, die mit den vielen neuen Umweltreizen am Anfang viel besser umgehen können als andere. Passt euren Alltag dementsprechend an euren Welpen an. Im Zweifelsfall macht gerade zu Beginn lieber ein bisschen weniger, vor allem auch was Kommandotraining angeht.

Geht das Zusammenleben entspannt an. Kommandotraining kann warten.

Euer Welpe kann lebenslang Sitz, Platz, Fuß lernen, das Wichtigste was ein Welpe am Anfang lernen sollte ist einfach mal zur Ruhe zu kommen und sich alles entspannt anzusehen. Habt einen großen Fokus darauf in eurem Alltag!

2) Hund sein können

Achtet außerdem darauf, dass euer Hund genug Möglichkeiten hat Hund zu sein. Euer Welpe soll die Möglichkeit haben Dinge zu erkunden, zu schnüffeln, Dinge anzuknabbern, Dinge zu zerfetzen. Also gebt ihm genug Möglichkeiten, um seine hündischen Bedürfnisse auszuleben. Fehlen diese Möglichkeiten, kann auch das zu einem hyperaktiven Hund führen und ihr werdet immer wieder einen überdrehten Welpen beruhigen müssen.

3) Erwünschtes Verhalten verstärken

Achtet darauf, erwünschtes Verhalten zu verstärken. Gebt eurem Welpen Aufmerksamkeit, wenn er ruhig ist, spielt mit ihm, wenn er ruhig ist, wenn er sich beispielsweise ruhig vor euch hinsetzt. Wenn er hingegen gerade aufdreht, hyperaktiv wird und wild herumdüst, dann ist das der schlechteste Zeitpunkt mit eurem Welpen ein Spiel zu initiieren. Denn euer Welpe wird dadurch lernen, mit besonders wildem Verhalten ganz was Tolles (z.B. ein Ballspiel) zu bekommen. Fokussiert daher auf das richtige Verhalten und bestärkt dieses.

4) Richtig spielen

Oft spielen wir viel zu schnell viel zu wild und viel zu lange mit dem Welpen. Wir Menschen sind viel belastbarer als kleine Welpen. Deswegen ist es wichtig, dass ihr beispielsweise ein Zerrspiel ganz ruhig anfangt, wenn auch der Welpe gerade ruhig ist. Macht außerdem dazwischen immer wieder Pausen. Spielt nicht zu lange zu wild mit dem Welpen. Also zergelt ein bisschen und macht dann wieder eine Pause. Ihr könnt auch gerne abwechselnd beispielsweise ein Leckerli-Suchspiel machen, dann wieder etwas wilder mit dem Welpen zergeln, um dann wieder eine Pause zu machen.

Wenn ihr zu wild mit dem Welpen gespielt habt werdet ihr merken, dass der Welpe kaum mehr ansprechbar ist, vielleicht anfängt in eure Arme zu beißen, herumbellt und komplett durchdreht. Dann wisst ihr, ihr habt viel zu lang mit eurem Welpen gespielt.

Falls euch das passieren sollte, dann macht beispielsweise ein Leckerli-Suchspiel oder irgendeine ruhige Aktivität, sodass ihr eurem Welpen helft, wieder aus dieser Erregung zu kommen. Und merkt euch für die Zukunft: das war zu lang!

5) Richtig streicheln und massieren

Wenn der Welpe zu uns kommt, wollen wir ihn natürlich gerne streicheln und kuscheln. Viele Welpen sind jedoch gar nicht so große Kuschler, zumindest nicht zu jeder Tageszeit. Streicheln wie den Welpen, aber er mag das gar nicht, fängt er an zu beißen oder herumzuhüpfen. Wir treiben ihn damit in die Erregung.

Viele Welpen sind gar nicht so große Kuschler.

Was auch passieren kann ist, dass wir den Hund viel zu wild streicheln. Wenn wir wollen, dass der Hund das als angenehm empfindet, dann sollten wir den Hund auch dementsprechend ruhig streichen. Wenn wir ihn hingegen durchkuscheln und wild streicheln, führt das meist zu einem höheren Erregungszustand.

6) Selbst für Ruhe sorgen

Ganz wichtig ist, dass ihr selber für genug Ruhe sorgt. Der Welpe orientiert sich stark an euch. Gerade Welpen, die euch die ganze Zeit nachlaufen, die brauchen am Anfang viel Ruhe. Achtet da darauf, dass ihr selbst euch immer wieder mal hinsetzt, so dass der Welpe zur Ruhe kommen kann. Manche Welpen brauchen dabei tatsächlich den Körperkontakt, wie ruhiges Streicheln oder einfach Kontakt geben.

Tipp: Macht das am besten immer an einem spezifischen Ort, so dass dieser Ort mit Ruhe verknüpft wird. Zum Beispiel könnt ihr mit ihm immer wieder auf der Couch kuscheln, wenn er dort mit euch kuscheln darf (und mag). Oder ihr setzt euch mit ihm an sein Körbchen und kuschelt dort ein wenig.

Überdrehten Welpen beruhigen - Ruheort
Einen Ruheort zu etablieren kann euren überdrehten Welpen beruhigen.

Ziel ist natürlich, dass ihr langfristig irgendwann aufstehen und weggehen könnt, aber gerade beim Einschlafen brauchen viele Welpen am Anfang diese Hilfe. Mit der Zeit sollte der Welpe diesen Ort mit Ruhe verknüpfen und wenn ihr merkt, dass euer Welpe schon von selbst hingeht und sich selber hinlegt, könnt ihr den Körperkontakt immer mehr weglassen. Aber am wichtigsten ist, dass der Welpe am Anfang zur Ruhe kommt und wenn er den Körperkontakt braucht, dann gebt ihm den!

7) Ruhige Beschäftigung

Bietet dem Welpen unbedingt ruhige Aktivitäten an. Lasst ihn also beispielsweise einen Kong schlecken oder gebt ihm Knabberstangen. Am besten an seinem Ruheort, damit der Ruheort nochmals positiv verknüpft wird.

Meine Lieblingsübung dazu ist die Platz-Übung. Platz deshalb, weil wenn sich der Welpe hinlegt, führt das automatisch zu einer entspannteren Körperhaltung und genau diese Körperhaltung sollten wir so oft wie möglich belohnen.

Gerade für sehr überdrehte Welpen, die nicht zur Ruhe kommen, eignet sich die Platz-Übung, und zwar „Platz auf Dauer„. Hier geht es also nicht darum, dass der Welpe sich nur mal kurz hinlegt, sondern dass er wirklich längere Zeit liegen bleibt. Ihr werdet sehen, wenn der Welpe erkennt, dass sich Hinlegen lohnt (weil ich dafür tolle Kekse bekomme), lernt er dieses Verhalten öfter zu zeigen und er wird tatsächlich von sich aus immer öfter eine ruhige Liegeposition anbieten und dementsprechend entspannter werden.

8) Entspannt spazieren gehen

Zu guter Letzt: Achtet auf einen entspannten Spaziergang!

Mit einem Welpen geht man nicht spazieren, sondern es geht darum, dass der Hund, wenn er draußen ist, in Ruhe die Umwelt erkunden kann. Leider passiert uns oft, dass wir ein Ziel haben oder denken, wir gehen ja eh nur 100 Meter, und deshalb relativ schnell und zügig mit dem Welpen gehen. Das ist aber viel zu viel für das Welpengehirn, denn es braucht Zeit um das was es wahrnimmt zu verarbeiten. Deswegen nehmt euch anfangs unbedingt viel Zeit und achtet darauf, dass ihr wirklich gemütlich im Welpentempo mit dem Welpen spazieren geht.

Das macht tatsächlich einen Riesenunterschied, denn dadurch kann der Welpe wirklich entspannt die Umwelt wahrnehmen und ist zuhause nicht so überdreht. Ihr werdet merken, wenn ihr viel zu lange draußen wart, passiert oft Folgendes: der Welpe kommt nach Hause und ist nicht müde, sondern hyperaktiv, beißt vielleicht in eure Hosenbeine und dreht völlig durch. Dann wisst ihr, ihr müsst anders spazieren gehen.

Mit einem Welpen geht man nicht spazieren, sondern es geht darum, dass der Hund, wenn er draußen ist, in Ruhe die Umwelt erkunden kann.

Ich hoffe diese Tipps geben euch Ideen, wie ihr euren überdrehten Welpen beruhigen könnt und wie ihr ihm helfen könnt, in seiner neuen Umgebung besser zu entspannen. Entspannung ist kein einfaches aber ein sehr sehr wichtiges Thema und schlussendlich die Basis, um Verhaltensproblemen vorzubeugen!

Viel Erfolg und viel Spaß beim Training mit eurem Welpen!


1 Kommentar

Dein Welpe kommt nicht zur Ruhe? Diese Tipps helfen bestimmt! · 11. Januar 2023 um 9:29

[…] Überdrehten Welpen beruhigen – welpenkanal.com […]

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