Welpe zieht an der Leine ‐ Ursachen verstehen und richtig (re)agieren

Veröffentlicht von Petra Frey am


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Euer Welpe zieht an der Leine? Leine ziehen ist bei Hunden ein verbreitetes Phänomen und sehr häufig machen eigentlich nur wir Menschen schnell und einfach zu behebende Fehler und achten nicht auf Kleinigkeiten.

Gerade Welpen haben oft Probleme damit, locker an der Leine zu gehen. Ich möchte euch zeigen, warum das so ist und wie ihr ganz einfach das Ziehen an der Leine abgewöhnen bzw. von Beginn an verhindern könnt!

Ursachen für das Leine ziehen

An der Leine gehen ist für Welpen nicht natürlich. Für uns Menschen ist die Leine jedoch in vielen Situationen ein Sicherheitshilfsmittel. Einerseits, um euren Hund zu schützen und andererseits, um Unfälle zu verhindern. Hunde müssen daher eben erst Schritt für Schritt lernen, an der Leine zu gehen.

Welpe zieht an der Leine

Gerade Welpen haben einen ausgeprägten Erkundungsdrang, sie möchten sich mit der Welt und speziell mit ihrer neuen Umwelt vertraut machen. Die meisten Welpen sind daher sehr neugierig und selbst die unscheinbarsten Dinge wie ein Blatt am Boden ziehen sie an. Dass da eine Leine ihren Erkundungsradius einschränkt ist für sie ungewohnt.

Viele Welpen fühlen sich aber auch noch unsicher in ihrer neuen Umgebung. Macht ihnen etwas Angst, kann es passieren dass sie sich von der Situation möglichst rasch entfernen möchten und dabei wir Menschen mit der Leine nicht schnell genug hinterherkommen.

Auch positive Aufregung kann ein Grund sein, warum Welpen an der Leine ziehen. Zum Beispiel, wenn sie ein Familienmitglied oder den besten Hundekumpel begrüßen möchten, der gerade auf sie zukommt.

Generell gibt es immense Unterschiede zwischen Welpen. Es gibt Welpen, denen es überhaupt nicht schwer fällt, locker an der Leine zu gehen und Welpen, die leicht erregbar sind und schneller in die Leine springen. Auch eure Wohnsituation kann eine Rolle spielen. Eine laute, städtische Umgebung mit engen Gesteigen kann schwieriger sein als eine ruhige ländliche Umgebung, wo ihr vielleicht auch noch einen Garten habt, in dem der Welpe sich frei austoben kann.

Es ist wichtig, das Thema Leinenführigkeit also stets gesamtheitlich zu betrachten und sich zu fragen:

  • Warum zieht der Welpe an der Leine?
  • Welche Faktoren begünstigen das Ziehen an der Leine?
  • Und wie können wir unserem Welpen hier helfen?

Leinenführigkeit beibringen ‐ 3 Regeln

1) Macht es eurem Welpen leicht!

Euer Welpe sollte genug Freilaufmöglichkeiten haben. Falls ihr einen Garten habt ist das natürlich ideal. Ansonsten sucht euch sichere Wiesen oder Felder wo euer Welpe einfach mal frei laufen kann oder an einer langen Schleppleine gesichert herumtoben kann. Dadurch fällt es den Welpen wesentlich einfacher, kurze Strecken auch mal eingeschränkt an der Leine zu gehen als wenn er diese Möglichkeit niemals hat!

2) Die richtige Leine

Verwendet Leinen die lang genug sind! Wenn ihr von eurem Hund stets verlangt an einer 1-Meter Leine zu gehen, ist das viel zu kurz und führt zu Frust. Das ist ein Radius, der viel zu klein ist um dem Hund die Möglichkeit zu geben, sich artgerecht fortzubewegen. Ich persönlich empfehle euch eine 3-5 Meter Leine. Ihr werdet sehen, mit diesem Radius kommen die meisten Welpen sehr gut klar werden in vielen Fällen kaum mehr an der Leine ziehen, da drei bis fünf Meter eigentlich der Radius ist den die Welpen ausnutzen. Sie laufen in der Regel noch nicht so weit weg und lernen ohne Frust und entspannt mit euch spazieren zu gehen.

Natürlich werden wir diese Leinen in gewissen Situationen auch immer wieder kürzer nehmen müssen. Wichtig ist jedoch, dass euer Hund das Spazierengehen an der Leine als ein positives Erlebnis wahrnimmt und das ist eben mit einer langen Leine deutlich besser möglich als mit einer kurzen Leine.

Wovon ich tendenziell abrate sind sogenannte Flexileinen. Das sind längere Leinen, die sich automatisch aufrollen. Der Hund hat dadurch an und für sich sehr viel Freilauf. Der verbaute, leichte Federmechanismus bewirkt aber auch, dass der Hund ständig einen leichten Zug an der Leine verspürt bzw. leicht an der Leine ziehen muss um weiter zu kommen. Da unser Hund jedoch lernen soll, locker an der Leine zu gehen, kann das kontraproduktiv sein.

Eine 3-5 Meter lange Leine ist ein super Kompromiss.

Tipp: Achtet beim Kauf einer 3-5 Meter Leine eventuell darauf, dass sie halbierbar ist. So habt ihr für verschiedene Situationen gleich zwei fixe Radien mit einer Leine (z.B. 2,5 und 5 Meter).

Tipp: Achtet beim Kauf einer 3-5 Meter Leine eventuell darauf, dass sie halbierbar ist. So habt ihr für verschiedene Situationen gleich zwei fixe Radien mit einer Leine (z.B. 2,5 und 5 Meter).

Welpe zieht an der Leine - die richtige Leine
Eine halbierbare 5-Meter Leine ist ein guter Allrounder. (Bild: haqihana.com)

Ein gutes Training startet also mit dem richtigen Equipment. Der Welpe sollte erst gar nicht das Ziehen an der Leine lernen und sich daran gewöhnen. Das funktioniert am besten, indem ihr ihm am Anfang viel Freiheiten an der Leine gebt. Ihr werdet sehen, er wird sich gar nicht daran gewöhnen und mit der Zeit werden wir ihm beibringen auch enger neben uns zu gehen!

Voraussetzungen für Leinenführigkeit

Auf Entspannung achten

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für Leinenführigkeit ist Entspannung. Ein aufgeregter oder gar hyperaktiver Welpe zieht an der Leine. Ein entspannter Welpe geht hingegen tendentiell viel lockerer an der Leine und hat ein ganz anderes Spaziergeh-Verhalten. Ein Hund der entspannt ist geht in der Regel im Schritttempo locker an der Leine mit euch spazieren. Ein Hund der aufgeregt ist wird viel eher in die Leine hüpfen. Das ist schlussendlich die Grundlage dafür dass viele Hunde an der Leine ziehen nämlich, dass sie gelernt haben, Spazierengehen ist wahnsinnig aufregend. Und das ist wirklich das Wichtigste auf das ihr achten solltet, euer Welpe sollte lernen, Spazierengehen ist eine angenehme und weitgehend entspannte Erfahrung!

  • Gebt eurem Hund die Zeit die er braucht.
  • Lasst ihn schnüffeln, das wirkt entspannend.
  • Bringt ihm bei, dass Spazierengehen keine stressige Situation ist. Insbesondere wenn ihr in eine neue Situation kommt, kommt erst mal in Ruhe an und gebt eurem Hund die Zeit die ihr braucht.

Tempo an Welpen anpassen

Ein Spaziergang mit einem jungen Welpen ist nochmal ein wenig anders als mit einem erwachsenen Hund. Lasst den Welpen in seinem Tempo spazieren gehen, insbesondere wenn er gerade sehr gemütlich unterwegs ist. Je mehr Zeit er hat die jeweiligen Situation kennen zu lernen desto eher wird er auf Dauer zu einem entspannten, alltagstauglichen Hund!

Neben euch gehen belohnen

Wenn euer Welpe locker neben euch an der Leine geht dann lobt ihn und gebt ihm ein Leckerchen.  Ihr werdet bemerken, euer Welpe wird öfter auf euch achten und öfter in eurer Nähe bleiben. In eurer Nähe gibt es positive Interaktion.

Das gilt übrigens auch falls euer Welpe schüchtern ist und Angst hat: zeigt ihm, dass ihr ihn beschützt und ungewünschte Hunde und Situationen von ihm fernhält. So wird er eher zu euch kommen und bei euch Schutz suchen als aus der Situation wegziehen.

Wenn ihr in schwierige Situationen kommt, beispielsweise in eine frequentierte Straße, hilft es, wenn ihr einfach tolle Leckerchen auspackt und den Welpen durch die Situation lockt. Dadurch kommt der Welpe erst gar nicht ins Ziehen und ihr könnt eben dieses Lernerlebnis das ihr nicht haben wollt einfach vermeiden. Langfristig wird euer Welpe in den jeweiligen Situationen entspannter und mit der Zeit wird er auch dort ruhig an der Leine mit euch durchgehen. (Mutet eurem Welpen anfangs aber anfangs nicht zu viel zu!)

3) Selbst nicht an der Leine ziehen!

Damit euer Welpe nicht lernt an der Leine zu ziehen ist es umgekehrt natürlich auch wichtig, dass ihr nicht an der Leine zieht! Merkt euch: die Leine ist nicht zum Lenken da!

Wenn ihr eurem Welpen zeigen wollt, dass ihr die Richtung wechseln wollt, dann nutzt dafür die sogenannte Folge-Hand (YouTube-Video zur Folge-Hand).

Der Spaziergang sollte ein kooperativer Vorgang sein, also nicht der Mensch gibt vor und der Hund hat zu folgen. Lasst auch mal euren Welpen entscheiden wohin er gehen will, es ist ja schließlich auch sein Spaziergang.  

Abschließend zum Thema Leinenführigkeit: Seid nicht zu perfektionistisch mit euch, gerade mit einem Welpen ist das nicht immer so einfach. Ihr seid mit so vielen Dingen unterwegs beschäftigt: Ihr müsst dem Welpen beibringen, nicht alles ins Maul zu nehmen, ihr müsst darauf achten, dass nicht jeder Passant euren Welpen anfasst und vielleicht ist euer Welpe manchmal ängstlich oder geht plötzlich nicht weiter, weil ihm eine Situation zu viel wird. Da ist das Ziehen an der Leine eben nur ein Thema, auf das ihr nebenbei achten solltet. Aber wenn ihr euch an die obgenannten Regeln haltet werdet ihr sehen, dass ihr bereits die perfekte Basis für eine gute Leinenführigkeit legt!


1 Kommentar

Welpe zieht an der Leine: Was Du dagegen tun kannst · 16. Januar 2023 um 11:31

[…] welpenkanal.com – Welpe zieht an der Leine: Ursachen verstehen und richtig (re)agieren […]

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