Rückruftraining – ein bombenfestes „Komm“ beibringen

Veröffentlicht von Petra Frey am


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Worum geht’s beim Rückruftraining

Euer Hund soll auf Zuruf zu euch kommen. Mithilfe des Rückruftrainings könnt ihr das bereits von Welpenbeinen an üben.

Warum ist Rückruftraining sinnvoll

Der Rückruf ist eines der wichtigsten Signale die ein Hund lernen sollte. Je nachdem wie gut euer Hund den Rückruf beherrscht, könnt ihr ihm dadurch mehr Freiheiten ermöglichen.

Im Folgenden zeige ich euch 2 Übungen für das Rückruftraining, mithilfe derer ihr ein sicheres „Komm“ (oder welches Rückrufsignal auch immer ihr verwenden möchtet) aufbauen könnt!

Wann kann man mit dem Rückruftraining beginnen

Ihr könnt bereits in den ersten Tagen starten, eurem Welpen ein „Komm“ beizubringen. Der Welpe sollte dabei schon etwas „aufgedreht“ und wach sein. Also Situationen, in denen er bereits ein etwas höheres Erregungslevel hat sind eine gute Voraussetzung für ein Rückruftraining.

Der Rückruf kann täglich geübt werden. Nutzt dafür auch Gelegenheiten, in denen ihr eurem Welpen sowieso gerade etwas geben wollt (Knabbereien, Beschäftigungsmaterial, Belohnung, etc.). Dieses regelmäßige und beiläufige Rückruftraining hilft, das Verhalten zu festigen.

Aufbau des Rückruftrainings

Das Ziel des Rückrufs ist es ja, dass euer Hund soll zu euch kommt, egal was ist! Ihr müsst dafür attraktiver sein als die Umwelt.

Findet dazu heraus, was für euren Welpen eine besonders tolle Belohnung darstellt (bestimmte Leckerchen, Spiel, etc…) und nutzt diese für euer Rückruftraining! Koppelt diese tollste Belohnung mit dem Signal („Komm“, „Schau mal her“, oder Ähnliches).

Mehrsilbige Signale sind unter schwierigeren akustischen Bedingungen für euren Hund oft leichter verständlich. Ich kombiniere akustische Signale auch immer mit einem visuellen Signal, beim Rückruf beispielsweise mit einem seitlich nach unten ausgestreckten Arm.

Rückrufsignal: Kombiniert akustisches und visuelles Signal. Das erleichtert den Rückruf unter schwierigen akustischen (laut) oder visuellen (kein Sichtkontakt) Bedingungen.

Rückruf-Übung 1:

Start: (wie immer) in ablenkungsarmer Umgebung.

  1. Weglaufen – wenn der Welpe euch nachläuft – loben und belohnen (in meinem Fall im Video eine Streichwursttube), ansonsten mehrere Leckerchen hintereinander  – wiederholt das einige Male, wenn euer Hund euch motiviert nachläuft:
  2. Signal einführen: weglaufen, wenn euer Hund kommt – Signal – wiederholen
  3. Etwas weiter weglaufen: Leckerchen auf Boden streuen, um Zeit zu gewinnen, weiter weglaufen – sobald euer Hund aufgefressen hat – rufen. Belohnen.
  4. Distanz immer mehr erweitern
  5. Immer wieder mehrere Belohnungen eben
  6. Zusatzübung: Anleinen-Ableinen
  7. Ablenkung einbauen: Strukturiert

Rückruf-Aufbauübung zu zweit:

  1. Zu zweit kann eine Person den Hund festhalten, die andere sich in einiger Entfernung postieren und das Rückrufsignal geben.
  2. Schwierigkeit steigern

Generelle Regeln für das Rückruftraining

  • IMMER belohnen wenn der Hund zu euch kommt, auch wenn zuvor kein Rückrufsignal gegeben wurde! Der Hund soll gerne Kontakt zum Menschen aufnehmen.
  • Nicht unbewusst strafen (z.B. immer abrufen und dann anleinen – Hund lernt: Abruf bedeutet Ende des Spaßes)
  • In verschiedenen Umgebungen üben. Je nach Umgebung tollere Belohnungen. Ablenkungen langsam einbauen. Strukturiert arbeiten (siehe Trainingsplan).
  • Kein Abruf unter Bedingungen, die der Hund noch nicht kann. Hund in dem Fall absichern/„einsammeln“.

Welpe kommt nicht wenn man ihn ruft – mögliche Fehlerquellen beim Rückruftraining

  • Rückruf in Verbindung mit Bedrohung/Strafe (oft unbewusst). Vermutet der Hund eine Strafe, wird er entweder gar nicht oder zumindest wesentlich langsamer zurückkommen. Kommt der Hund in einen Motivationskonflikt (er würde gerne kommen, hat aber Angst vor einer Strafe), zeigen manche Hunde Übersprungsverhalten.
  • Nicht befolgen des Rückrufs war belohnend für den Hund. Z.B. Mensch hat gerufen, Hund war nicht abgesichert und ging stattdessen jagen/spielen. Baut ein neues Signal auf und startet in einer ablenkungsfreieren Umgebung.
  • Zu wenig Übung. Beginnt optimalerweise bereits im Welpenalter mit dem Rückruftraining, auch wenn Welpen sich sowieso noch automatisch sehr stark an euch orientieren.
  • Freiheit vs. Gehorsam. Dem Hund wird beigebracht: ohne Leine und weit weg vom Menschen ist es viel lustiger als in der Nähe des Menschen und an der Leine (weil dort immer Fuß-gehen verlangt wird und wenig Aufregendes, Lohnenswertes passiert). Achtet darauf, euren Hund immer ausreichend zu belohnen wenn er (auch spontan, ohne Rückruf) zu euch kommt!
  • Zu wenig Freilaufmöglichkeit für den Hund
  • Keine klaren Signale. Verwendung von verschiedenen Signalen oder verschiedener Art der Signalgebung. Z.B. andere Lautstärke, andere Betonung oder andere Tonlage.
  • Abgenutztes Signal: Abrufsignale, die zu häufig oder oft erfolgslos gegeben werden. Es verliert an Bedeutung. Baut ein neues Signal auf!

Prognose: Rückruftraining auffrischen in der Pubertät!

Sobald euer Welpe in die Pubertät kommt, werdet ihr merken, dass er nicht mehr so gut auf euch hört. Das ist eine ganz normale Phase. Generell gilt es in dieser Zeit, Signale wieder „aufzufrischen“, also noch einmal fleißig zu üben.

Kann ich meinen Hund immer frei laufen lassen wenn er einen bombenfesten Rückruf beherrscht?

Nein. Lasst euren Hund in gefährlichen Situationen niemals frei laufen. Einen 100%-igen Rückruf gibt es nicht! Gefährlich können Situationen für den Hund selbst aber auch seine Umwelt (andere Tiere, andere Menschen, euch selbst) werden. Einige ernst zu nehmende Beispiele, die häufig unterschätzt werden:

  • Neben einer viel befahrenen Straße kann euer Hund jederzeit vor etwas erschrecken, vor etwas davonlaufen und dabei ohne Leine auf die Straße geraten.
  • Im Wald und im Gebirge kann (bei manchen Rassen schneller als bei anderen) der Jagdtrieb erwachen und den Hund in gefährliches Gelände locken. Jungwild (besonders im Frühsommer vorhanden) hat gegen Hunde keine Chance. Hatte euer Hund erst einmal Jagderfolg, wird es sehr schwer, ihn wieder davon abzubringen. Euren Rückruf wird er in solchen Situationen künftig vorerst wohl ignorieren.
    Jedes Jahr werden im deutschsprachigen Raum hunderte Hunde von Jägern und Jägerinnen erschossen. Der Haustierabschuss ist vielerorts erlaubt, gesetzlich geregelt wird das auf Länderebene.
  • Weidetiere verteidigen ihre Jungtiere gegenüber Hunden. Insbesondere Rinder (Kühe) werden euren frei laufenden Hund mit ziemlicher Sicherheit attackieren. Führt euren Hund in der Nähe von Rindern immer in einer größeren Gruppe von Menschen und an der Leine. Haltet Abstand. Seid ihr allein oder nur mit wenigen Menschen unterwegs, umgeht Rinderherden großräumig oder kehrt um(!). Sonst wird ein angeleinter Hund auch zur tödlichen Gefahr für euch. Sollte eine Flucht notwendig werden wird daher geraten, den Hund (das eigentliche bedrohliche Ziel der Rinder) abzuleinen. Da ihr jedoch für den Schutz eures Hundes verantwortlich seid, wählt rechtzeitig eine sichere Wanderroute und begebt euren Hund nicht in Gefahr.
In gefährlichen Situationen sollte auch ein perfekt trainierter Hund stets an der Leine geführt werden. (Foto: Pixabay)


Auch wenn euer Hund im normalen Alltag einen perfekten Rückruf beherrscht, macht die Leine in vielen Fällen weiterhin Sinn. Eine Leinenpflicht darf auch dann nicht ignoriert werden.

Für uns Menschen ist Autofahren gefährlich, selbst wenn wir die Verkehrsregeln perfekt beherrschen. Wenngleich bei den meisten Fahrten nichts passiert, legen wir uns dabei einen Sicherheitsgurt an. Ähnlich ist auch die Funktion der Leine beim Hund zu betrachten.