Ein Welpe zieht ein: Dein Guide für die ersten Tage

Veröffentlicht von Petra Frey am


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Falls ihr bald einen Welpen bekommt oder ein Welpe bereits bei euch eingezogen ist dann seid ihr hier genau richtig. Wenn ein Welpe einzieht ist das natürlich eine sehr aufregende Zeit und es ist auch gar nicht so einfach die richtige Routine für den jeweiligen Welpen zu finden. Ich möchte euch hier zeigen, worauf ihr in den ersten Tagen mit eurem Welpen besonders achten solltet und wie ein möglichst perfekter Start aussieht.

1) Welpen beobachten

Beginnen wir erst mal mit Punkt 1 und das ist eine Übung für euch: das Beobachten eures Welpen. Achtet in den ersten Tagen wenn euer Welpe frisch eingezogen ist auf folgende Dinge:

  • Welche Besonderheiten hat mein Welpe?
  • Hat mein Welpe auf irgendeine Weise in manchen Situationen Probleme oder Ängste?
  • Gibt es Dinge die ihm ganz besonders leicht fallen?
  • Gibt es Dinge die ihm überhaupt nicht leicht fallen?

Diese Beobachtungen sind insbesondere deswegen wichtig, weil ihr dementsprechend euren Trainingsplan anpassen müsst. Ein Welpe der sehr viel schläft und von Natur aus sehr entspannt ist wird wahrscheinlich weniger Entspannungsübungen brauchen. Wenn ihr einen Welpen habt der sehr schnell aufgedreht ist und kaum zur Ruhe kommt, dann werdet ihr hingegen vermehrt Entspannungsübung einbauen müssen. Es ist wichtig, dass ihr Welpenerziehung nicht als Rezept seht sondern jeweils an den eigenen Welpen anpasst!

Worauf ihr außerdem achten solltet ist:

  • Wodurch lässt sich euer Welpe motivieren?
  • Spielt euer Welpe möglicherweise gerne Ball oder zergelt er gerne mit euch? Welches Leckerchen hat er denn am liebsten?

Das sind alles Dinge die ihr während der ersten Tage schon herausfinden und ausprobieren könnt, denn dadurch versteht ihr euren Welpen besser und ihr könnt euer Training dementsprechend besser gestalten. Denn wenn ihr das Lieblingsspielzeug oder das Lieblings-Leckerchen eures Welpen kennt, dann könnt ihr das ganz gezielt im Training einsetzen.

2) Sicherheit bieten und Bindung aufbauen

Ein ganz wichtiger Schritt zu Beginn ist, dass euer Welpe lernt, dass ihr sichere Bezugspersonen für ihn seid! Wir dürfen nicht vergessen: er hat gerade sein gewohntes Umfeld, seine Familie und seine Spielkumpels verloren. Daher ist es besonders wichtig, dass er zunächst mal lernt, dass ihr für ihn da seid und ihm Sicherheit gebt! Achtet darauf, dass ihr euren Welpen beschützt, dass ihr für ihn da seid und natürlich ganz viel mit ihm kuschelt – wenn er das will.

3) Neue Umgebung kennenlernen – Schritt für Schritt

Drittens ganz wichtig: euer Welpe sollte nun langsam seine Umgebung kennen lernen. Hier gilt: Schritt für Schritt und lieber etwas zu langsam als zu schnell! Wenn ihr eine sehr große Wohnung habt oder ein sehr großes Haus könnt ihr am Anfang auch mal einige Zimmer verschlossen halten und jeden Tag ein Zimmer neu aufmachen. So hat euer Welpe jeden Tag ein neues Zimmer zu entdecken. Wenn ihr mit eurem Welpen spazieren geht gilt ebenfalls: nicht gleich große Runden machen sondern lieber den Welpen Schritt für Schritt in seinem Tempo die neue Umgebung kennenlernen lassen. Passt euch an den Welpen an! Drängt ihn nicht! Lasst ihm wirklich Zeit und seid euch bewusst, dass die ersten Spaziergänge meistens keine wirklichen Spaziergänge sind sondern sehr langsame, kurze Trödel-Strecken!

Natürlich ist in weiterer Folge wichtig, dass er verschiedenste Umgebungen kennen lernt. Aber gerade in den ersten Tage ist es wichtig, dass der Welpe sozusagen seine neue Heimat-Umgebung als „Safe Base“ kennenlernt und weiß, dass er hier sicher ist. Also bitte hier keinerlei Druck aufbauen. Gebt ihm die Zeit die er braucht, um in seinem Tempo alles kennenlernen zu können!

4) Stubenreinheit

Damit hat sich vermutlich fast jeder Welpenbesitzer schon befasst. Es ist natürlich manchmal etwas nervig, dass ein Welpe noch nicht stubenrein ist. Macht euch aber darauf gefasst, dass dieses Thema euch tage- und unter Umständen wochen- und monatelang begleiten wird! Das Thema Stubenreinheit ist natürlich nicht so einfach und ich habe daher einen eigenen Beitrag dazu erstellt, in dem ich euch ganz erkläre, worauf ihr dabei achten müsst. Wenn ihr das von Anfang an in eure Alltagsroutine einbaut, dann wird euer Welpe auch entsprechend schneller stubenrein.

5) Nicht alleine lassen! Aber: Ignorierzeiten am Lieblingsplatz

Ein Welpe muss lernen auch mal alleine zu sein, das ist langfristig essentiell wichtig! Denn ein Hund der nicht alleine sein kann ist eine immense Einschränkung für Hundebesitzer und das ist ein weit verbreitetes Problem. Hierbei ist aber wichtig, dass ihr euren Welpen am Anfang niemals alleine lasst! Das muss der Welpe wirklich erst Schritt für Schritt lernen. Macht euch darauf gefasst, dass euer Welpe zu Beginn nicht alleine sein kann! Also achtet darauf, dass ihr euch die Einkäufe nach Hause bringen lasst oder sorgt dafür, dass ihr Freunde habt die euch da unterstützen.

Ihr könnt aber bereits sogenannte Ignorierzeiten einführen. Ich weiß, das neue Familienmitglied auch ab und zu mal zu ignorieren fällt total schwer! Aber was ich euch empfehlen kann ist, dass ihr zweimal am Tag für 20 Minuten euren Welpen gezielt einfach mal in Ruhe lasst. Das macht ihr am besten wenn er gerade spazieren gegangen ist und ihr wisst er ist satt und er braucht nichts. Ihr könnt das auch gerne mit einer Knabberstange verbinden oder ihm einen Kong zum schlecken geben.

Solche Ingorierzeiten sollen dabei helfen, dass sich euer Welpe von Anfang an daran gewöhnt, dass er nicht immer im Mittelpunkt steht, sondern dass ihr euch manchmal auch mit anderen Dingen beschäftigt. Am besten nehmt ihr eine Knabberstange oder einen Kong, legt den auf sein Bettchen oder in einen Bereich, wo er später allein sein soll. Das ist am besten der Bereich in dem er sich am liebsten aufhält. Und in dieser Zeit ignoriert ihr ihn komplett. Ihr könnt am Computer arbeiten, ein Buch lesen oder die Spülmaschine ausräumen… Euer Welpe soll lernen, dass es sich da überhaupt nicht lohnt zu euch zu laufen, denn dort gibt es keine Knabberstange und da kriegt er im Moment sowieso keine Aufmerksamkeit. Er soll vielmehr lernen, sich auch mal eine Zeit lang selber zu beschäftigen.

Was auch hilfreich sein kann, wenn ihr beispielsweise auf’s Klo oder mal kurz aus dem Zimmer geht, ist, dass ihr eurem Welpen ein paar Leckerchen auf sein Bettchen streut, so dass er lernt: Ach wie toll, wenn mein Mensch rausgeht kriege ich immer ganz tolle Leckerchen!

Wichtig: das Alleinsein-Training braucht Zeit, ist auch etwas komplizierter, aber es lohnt sich da von Anfang an kleine Vorarbeiten zu leisten. Baut das von Anfang an in eure Alltagsroutine ein und vergesst nicht: den Welpen zu Beginn bitte nie alleine lassen! Das wichtige Alleinsein-Training erkläre ich im Detail in einem eigenen Beitrag.

6) Gewohnheiten und Routinen etablieren

Generell muss man sagen, die ersten Tage sind ideal dafür, Gewohnheiten und Routinen aufzubauen. Denn Gewohnheiten werden dann in weiterer Folge mehr oder weniger zu ungeschriebenen Gesetzen. Und nachdem die ersten Erfahrungen und die ersten Verknüpfungen die wichtigsten sind, solltet ihr euch genau überlegen: was wollt ihr in welcher Situation eurem Welpen beibringen? Und das dann von Anfang an dementsprechend belohnen und einführen.

Beispielsweise, bevor ihr vor die Haustür raus geht das ruhige Sitzen üben (und damit sein Erregungslevel im Zaum halten). Ihr werdet sehen, wenn ihr das von Tag 1 an übt wird euer Welpe das in weiterer Folge mehr oder weniger automatisch machen und dann auch als erwachsener Hund immer noch beibehalten! Also überlegt euch genau auf welche Dinge ihr wert legt und helft eurem Welpen von Anfang an dort das richtige Verhalten zu zeigen. Ihr könnt hier gar nicht zu großzügig belohnen. Gebt eurem Welpen am Anfang lieber etwas mehr Belohnungen aber etabliert dieses Verhalten und ihr könnt in weiterer Folge die Belohnung einfach abbauen.

7) Kein unterwünschtes Verhalten üben lassen

Macht euch bitte keine Sorgen, es wird sicher mal passieren, dass euer Welpe etwas macht was euch nicht so gefällt. Trotz Managementmaßnahmen wird euer Welpe wahrscheinlich auch die ein oder andere Schwachstelle in der Wohnung noch entdecken. Wichtig ist hierbei, dass ihr darauf achtet, dass diese Situationen natürlich umgehend entschärft werden. Also wenn euer Welpe beispielsweise auf die Couch springt und ihr wollt das nicht, dann sichert die Couch schlichtwegs (besser) ab! Lasst euren Welpen dieses Verhalten nicht üben wenn ihr das nicht wollt. Oder wenn ihr nicht wollt, dass euer Welpe einfach so aus der Tür raus rennt dann bringt dort ein Gitter an, so dass euer Welpe, wenn die Tür offen steht, überhaupt nicht hinauslaufen kann.

Ein wichtiger Teil der Welpenerziehung besteht also darin, den Welpen nicht unerwünschtes Verhalten üben zu lassen. Auch wenn ihr noch überhaupt keinen Trainingsplan habt, das ist für frische Welpenbesitzer auch nicht so schlimm und ihr müsst das auch noch nicht für jede Situation haben. Achtet einfach darauf, dass euer Welpe das was er nicht zeigen sollte nicht üben kann, denn je öfter ein Hund ein Verhalten ausführt, desto stärker und gefestigter wird das in seinem kleinen Welpengehirn abgespeichert und das wollt ihr natürlich auf keinen Fall!

8) Genug Ruhe und Schlaf

Besonders wichtig ist auch, dass ihr vor lauter Training und Übungen und vor lauter „was ihr alles mit eurem Welpen machen solltet“ nicht vergesst, auch dafür zu sorgen, dass er genug Schlaf- und Ruhephasen bekommt. Das sind beim Welpen ungefähr 18 bis 20 Stunden Schlaf und gerade wenn der Welpe neu eingezogen ist, ist das manchmal gar nicht so einfach dafür zu sorgen. Denn es ist einfach aufregend wenn ein neuer Welpe einzieht, aber deswegen ist es eben umso wichtiger darauf zu achten, dass wir unseren Welpen auch einfach mal in Ruhe lassen und dafür sorgen, dass er genug Schlaf bekommt!

Hier gilt natürlich: wenn der Welpe schläft, bitte nicht wecken – schon gar nicht fürs Training. Ein Welpe braucht diesen Schlaf! Auch hierfür habe ich ein eigenes Video gemacht in dem genau dargelegt wird, warum es so wichtig ist, dass Welpen genug Schlaf- und Ruhephasen bekommen und wie ihr eurem Welpen helft, zur Ruhe zu kommen.

9) Umgang mit Besuch

Zu guter Letzt: Wie geht man mit Besuch um? Ab wann sollte man einen Welpen neue Leute kennenlernen lassen? Hier muss man auch wieder sagen: Das hängt von eurem Welpen ab. Wenn euer Welpe etwas ängstlicher ist dann wartet bitte noch einige Zeit darauf, Besuch zu empfangen. Wenn ihr merkt, dass euer Welpe sehr aufgeschlossen ist könnt ihr ruhig nach ein paar Tagen die ersten Besucher einladen. Die werden sicher schon Schlange stehen. Achtet jedenfalls darauf, dass das nicht zu einer Party ausartet.

Passt auf, dass der Besuch den Welpen nicht bedrängt. Gerade bei schüchternen Welpen müsst ihr natürlich sehr darauf achten, dass das eine besonders positive Erfahrung für ihn wird.

Und auf der anderen Seite, wenn ihr einen sehr aufgeschlossenen und wilderen Welpen habt achtet darauf, dass das Ganze eher ruhig verläuft. Also habt vielleicht eine Knabberstange vorbereitet und wenn Besuch kommt gebt eurem Welpen die Knabberstange, so dass das gar nicht zu aufregend für beide Parteien wird. In weiterer Folge führt das nämlich nicht selten dazu, dass Hunde sehr aufgedreht sind wenn Besuch kommt, wenn es klingelt bereits wild durch die Wohnung hüpfen, weil dann kommt der Besuch der besonders lustig ist. Solches Verhalten ist, wenn der Hund erwachsen ist, sehr anstrengend und meistens wenn man nachfragt liegt das daran, dass der Welpe einfach als kleiner Welpe solche Erfahrungen gemacht hat, wenn Besuch kam.

Auch hierzu findet ihr ein eigenes Video mit Tipps, wie man Besuchertraining richtig gestaltet.

Fazit

Ich habe euch nun eine ganze Liste zusammengestellt, was ihr mit eurem Welpen nach seinem Einzug machen solltet und was ihr nicht tun solltet. Mit diesen 9 Punkten legt ihr eine solide Basis für eine gelungene Welpenerziehung. Macht euch da aber bitte keinen Stress, es ist wirklich jeder Welpe anders! Wenn euer Welpe am Anfang eher verschlafen ist und viel Ruhe braucht, dann gebt ihm die. Wichtig ist einfach nur, dass er einen guten Start hat und dass ihr und euer Welpe zu einem guten Team zusammenwächst. Genießt diese wunderschöne erste Zeit!